10. - 18. November 2022

Bent
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Martin Sherman

Eine Kooperation des Theater Nestroyhof Hamakom mit wirgehenschonmalvor

(c) Lara Popp / Apollonia Theresa Bitzan

Bent [bent]: gebeugt, gebrochen / abwertend: schwul

Berlin, 1934, der Morgen nach dem sogenannten "Röhm-Putsch": Die systematische Verfolgung homosexueller Männer durch das Nationalsozialistische Regime beginnt. Max und Rudy flüchten vor der Gestapo, tauchen unter, werden verraten, festgenommen und in das KZ Dachau gebracht. Rudy stirbt noch auf dem Transport, Max wird an die Grenzen seiner Moral getrieben, um zu überleben. Er lernt den Mithäftling Horst kennen, der den rosa Winkel trägt, der ihn als "175-er" ausweist, als Homosexuellen. Mit ihm versucht er, Humanität, Vertrauen, Zuneigung und Sex in dieser menschengemachten Hölle zu bewahren; versucht, zu überleben. Doch Fürsorge - oder schlimmer gar, Liebe - unter Männern wird nicht geduldet.

(c) Apollonia Theresa Bitzan

Bent wurde 1979 in London uraufgeführt. Das Stück brach mit den damaligen Konventionen der closet-Repräsentation, indem es die homosexuelle Liebe und Erotik ausstellte und zelebrierte. Es erzählt von der schwulen Subkultur der 1930er Jahre in Berlin ebenso wie von ihrer Zerstörung durch die Nazis. Homosexuelle wurden kriminalisiert, unter dem Vorwand der "Umerziehung" inhaftiert, gefoltert und ermordet. Aus dem Krieg ging eine Gesellschaft hervor, die diese Opfergruppe nach 1945 nicht befreite und nicht anerkannte, sondern weiterhin strafrechtlich verfolgte.

2022, 80 Jahre später, klafft in Deutschland und Österreich immer noch eine kollektive Gedächtnislücke, wenn es um die strafrechtliche Verfolgung von queeren Menschen in der NS-Zeit, dem damit verbundenen Terror und dem jahrelangen Schweigen danach geht. wirgehenschonmalvor präsentieren eine geschichtsbewusste, aktualisierte Lesart von Bent, reichern es mit Erkenntnissen der Forschung an und fragen: Was ist Verfolgung? Wer sind die Opfer? Wie geht angemessenes Erinnern? Als deutsch-österreichisches Kollektiv erzählen sie diese Geschichte nicht nur aus Opferperspektive, sondern suchen die Auseinandersetzung mit der Täterschaft, um dabei ohne Angst vor dem Schmutz ein forderndes Unbehagen zu beschwören, abseits von Betroffenheit und Versöhnung. Wie stellen wir heute einen Nazi dar, ohne ihn als lächerlich gewordene Figur aus einer vergangenen Zeit hinzunehmen? Wie können wir Gewalttaten im Konzentrationslager auf der Bühne offenen Auges verhandeln, ohne zu reproduzieren? Bühne, Kostüme und Musik - immer konkret, niemals historisch - erschaffen eine düster-fantastische Welt, in die sich das Böse mühelos einnistet. In Matthias Köhlers Regie spiegelt sich die Synergie von inhaltlicher Zuspitzung und ästhetischer Überhöhung wider, die mit popkulturellen Zitaten und tragisch-komödiantischer Präzision das Publikum mitnimmt.

wirgehenschonmalvor ist ein Kollektiv rund um den Regisseur Matthias Köhler, das sich in seiner Arbeit mit verschiedenen Formen von Gewalt, falsch verstandenen Maskulinitätsidealen, Misogynie, Homophobie und queer*politischen Themen auseinandersetzt. Nach der erfolgreichen Trilogie rund um Toxic Masculinities (Yodo Oida, Tom à la ferme und Fight Club Fantasy) widmet sich das Kollektiv mit Bent nun der Geschichte struktureller Gewalt an sexuellen Minderheiten.

„Ein packendes Beispiel für die Beschäftigung mit Homophobie am Theater.“ (Der Kurier zu Tom à la ferme)

„80 Minuten genau brennendes Theater auf schauspielerischem Stratosphären-Niveau." (Die Deutsche Bühne zu Fight Club Fantasy)

„Der Abend zeigt schön, wie viel Inszenierung sogar in egomanischen Hassaktionen steckt.“ (Der Falter zu Yodo Oida)

„Ein fantastischer Abend!“ (FM4 zu Tom à la ferme)

Premiere: 10. November 2022

Weitere Vorstellungen am 12., 15., 17. und 18. November, jeweils um 20.00 Uhr.

Dauer: ca. 1 Stunde 40 Minuten

Im Anschluss an die Vorstellung am 17. November findet ein Publikumsgespräch mit dem Bent Team und Andreas Brunner, Historiker und Leiter des Forschungszentrums QWIEN, statt.

TEXT
Martin Sherman
ÜBERSETZUNG
Olaf Roth
REGIE
Matthias Köhler
BÜHNE UND KOSTÜM
Patrick Loibl
MIT
Kai Götting
Birgit Stöger
Nicolas Streit
MUSIK
Antonia Matschnig
DRAMATURGIE
Elena Höbarth
REGIEASSISTENZ
David Gees
PRODUKTION
wirgehenschonmalvor
KOMPARSERIE
Hannah Bolldorf
Nicole Haselbacher
Paulina Schabacker
Sebastian Schmidt
Aljosha Kovacic
Julian Weixlbaumer