Der Ritt über den Bodensee ist ursprünglich eine Ballade von Gustav Schwab. Sie erzählt von einem Reiter, der ahnungslos über die dünne Eisdecke des Bodensees geritten ist und der tot zusammenbricht, als er erfährt, was für ein Abenteuer er unwissentlich überstanden hat. Peter Handke verwendet diese Parabel, um unseren verschobenen Zugang zur Wirklichkeit zu zeigen. Man reagiert nicht auf die Wirklichkeit der Dinge, sondern auf die vermittelte sprachliche Wirklichkeit. Die Sprache ist irreführend, verursacht Missverständnisse und täuscht die Sinneswahrnehmung. Unsere täglichen Verhaltensweisen und Umgangsformen sind Automatismen und Phrasen.
Die fünf Hauptfiguren, berühmte Schauspieler des Stummfilmes, sind in ein realistisches Setting gesetzt. Sie sind in einem Salon. Man weiss nichts über sie, weder den Grund ihrer Anwesenheit, noch ihre Vorhaben. Sie vertreiben sich die Zeit, unterhalten sich, spielen miteinander. Das Geschehen wird zu einer feinen, absurden Clownszenerie. In dieser einzigartigen Welt spiegelt sich das ganze Leben: Liebe, Macht, Sucht, Angst. Je dünner die Eisfläche der Sprache wird, desto bedrohlicher ist der Abgrund. Denn diese ganze Unterhaltung ist ein Kampf gegen die Angst vor der Leere und der Sinnlosigkeit.
Der Abend wurde in Kooperation zwischen dem Max Reinhardt Seminar und dem Theatermuseum Wien konzipiert, und ist im Innenhof des Theatermuseums gezeigt worden.
Die Inszenierung wurde für das Theater Nestroyhof Hamakom umgestaltet.