Das Theater Nestroyhof Hamakom wurde 2009 gegründet und hat sich in wenigen Jahren zu einer der wichtigsten Mittelbühnen in Wien entwickelt. An der Schnittstelle der Tradition jüdischer Kultur und moderner innovativer Theaterarbeit, wie auch als gesellschaftliche Plattform einer wichtigen Erinnerungsarbeit, nimmt es in der kulturellen Landschaft Wiens wie auch international eine Ausnahmestellung ein.
Mit seiner Ausstrahlung von Verfall, Intervention, Entfremdung, Verletzlichkeit und Pathos ist der Nestroyhof Zeitspur und Projektionsfläche, die zu einer Auseinandersetzung mit historischen und/oder aktuellen gesellschaftspolitischen Themenkomplexen einlädt. Nicht zuletzt setzt sich das Hamakom auch aktiv mit dem in der breiten (nicht nur österreichischen) Öffentlichkeit unbewusst stark aufgeladenen Begriff jüdische Kultur auseinander, um diesen mit Mitteln des Theaters zu entmystifizieren und entgegengesetzten Diskussionen Raum einzuräumen.
Die gezeigten Projekte suchen das Spannungsfeld von zwischenkulturellen und zwischenmenschlichen Dramen im Kontext von Ausgrenzung, Rassismus, Emigration und Diaspora. Dem großen räumlichen Angebot entsprechend (Foyer, Theatersaal & Kelleretablissement), veranstaltet und produziert das Hamakom interdisziplinäre Programmschienen: Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen, Buchpräsentationen und diskursive Plattformen. Das Hamakom versteht sich insgesamt als ensembleorientiertes Theater mit personellen künstlerischen Kontinuitäten, thematischen Vertiefungen und langen Spielserien.
Im Laufe der über hundert Jahre alten Geschichte hat sich das Theater im Nestroyhof bei wiederholtem Verschwinden seiner Existenzberechtigung immer wieder die Gegenwart zurückerobert. Wir haben dem - schon in einer Tradition stehenden - Namen Nestroyhof das hebräische ha makom (= der Ort) hinzugefügt, weil dieser Begriff eine Eingrenzung evoziert, die zu einer spannenden Möglichkeit der Erweiterung und der Entgrenzung anregt.
Das Team vom Theater Nestroyhof Hamakom wählt dieses Haus im großstädtisch-dörflichen zweiten Wiener Bezirk als Spielort für gesellschaftliche Reibungsflächen, Konflikte, Denkfelder, Bewegungen und Strömungen. Was uns dabei interessiert sind unterschiedliche Benennungen und Erzählweisen, unterschiedliche Quellen und Arbeitsmethoden, eigene Energien und Neugierde.