Wer seine Nase in den Wind hält, schnuppert, beobachtet, spürt und nimmt die Vorzeichen von Veränderung wahr. Die Reaktion ist oft unbewusste Anpassung, manchmal Widerspenstigkeit oder Neuorientierung?
Die Nase, prominente Zierde in der Mitte des Gesichts, ist in Gogols Welt so etwas wie ein psychologischer Anker für den Einzelnen, ohne Nase fehlt der Status.* Die Nase also ein Symbol des Dazugehörens inmitten von Zensur und Spitzelwesen? Im Zustand des Abgeschnittenseins sieht sich das Individuum einer uniformen Masse gegenüber, die die herrschenden Normen gesetzt hat und alles dieser Ordnung Zuwiderlaufende scharf beobachtet, denunziert und verfolgt.
Zar Nicolaus I. war konservativ und widersetzte sich dem neuen revolutionären Geist aus der Französischen Revolution mit Geheimpolizei, bürokratischer Willkür und Kontrolle. Den neuen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit setzt er die Dreiheit Autokratie, Orthodoxie und Volkstum** entgegen. Die Folgen für die Bevölkerung sind Repression und Rückschrittlichkeit.
Das ist die Welt, die Nikolaj Gogol zum Schreiben inspiriert. Der russische Autor, der in der Ukraine geboren wurde, stirbt 1852, knapp bevor die Ära des Zaren Nikolaus I. 1855 endet.
Halten wir also unsere Nase in den Wind und spüren den Signalen unserer Zeit nach: Klimakrise, Migration, Kriege, Angst vor sozialem Abstieg. Große Reformen scheinen politisch nicht möglich. Indessen erstarken europaweit Rechtsparteien, in Ungarn und der Slowakei werden Justiz und Medien beschnitten, Künstler:innen aus ihren Funktionen gemobbt.
Die politische Mitte, der Konsens, der Zusammenhalt, scheint verloren - aber erfüllt diese vielgepriesene Mitte noch den breiten Zusammenhalt in der Gesellschaft? Oder gehen wir längst auf eine Zeit der Reaktion zu, wie wir sie aus Gogols Welt kennen?
Renata Schmidtkunz diskutiert mit der Philosophin Elsbeth Wallnöfer, der Sozialpsychologin Helga E. Schachinger, der Literaturwissenschaftlerin Andrea Zink und dem Politikwissenschaftler Thomas Meyer.
Freitag, 27. September, 19.30 Uhr
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