GÜN VE GECE erzählt die Geschichte eines pubertierenden Mädchens mit komplexen Sehnsüchten in einer sich wandelnden Gesellschaft.
Der Titel Gün ve Gece [Deutsch: Tag und Nacht] trägt bereits das Thema des Kurzfilms in sich, handelt es sich im Türkischen doch um zwei Vornamen, Gün ist der Name des Bruders und Gece der Name der Schwester.
Das Projekt zeigt eine Gesellschaft, die oftmals jedwedes sexuelle Interesse von Jugendlichen so ausblendet, dass diese Ausblendung inzestuöse Verbindungen provoziert. Eine Studie von Ärzten der Berliner Charité diagnostiziert bei 500 untersuchten Verwandtenehen 35 Fälle mit schweren Erbkrankheiten. Laut einer Befragung des Zentrums für Türkeistudien Essen gab jeder fünfte Befragte an, eine arrangierte Ehe mit Verwandten zu führen. Aus Österreich liegen keine Zahlen vor, dennoch ist anzunehmen, dass es sich auch hierzulande um ein brisantes gesellschaftliches Problem handelt.
Die Idee zu dem Projekt entstand vor allem aus dem Wunsch heraus, ein Thema anzusprechen, dass in der türkischen Gesellschaft - sowohl in der Türkei, als auch in Österreich und Deutschland - immer wieder tabuisiert wird.
Der Film möchte sich bewusst abstrakt der äußerst schwierigen Thematik Inzest/Inzestehe in türkischsprachigen Gesellschaften annähern, zumal es bisher noch keine filmische Aufarbeitung zu diesem Thema gibt: Die Gedanken Geces werden in einen harten Kontrast zu Bildern des urbanen Istanbul gestellt. Neben den Sehnsüchten des jungen, unerfahrenen Mädchens, wird das Bild einer dynamischen, sich ständig verändernden Gesellschaft gezeichnet, die Multikulturalität und Andersdenkende als einen integralen Bestandteil ihrer selbst erkannt hat.
Die Geschichte der jungen 21-jähringen Autorin Helin Celik, welche in der Türkei 2011 als beste gesellschaftskritische Kurzgeschichte ausgezeichnet wurde, liegt dem Drehbuch zugrunde.