Für eines Dichters unbegrenzten Traum, hat wahrlich eure Welt gezimmerte nicht Raum. (die Dichterin in Ich und Ich)
Die jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler befindet sich im Exil, nachdem ihr in Deutschland erst der Kleist-Preis verliehen worden war, und kurz danach, im Jahr1938, die Staatsbürgerschaft entzogen wurde; als entartet wurde sie aus ihrer Heimat, aus ihrem Schaffenskreis verbannt.
Das Ende ihres Lebens verbringt sie in Bitterkeit und Armut in Jerusalem. Von den Nazis vertrieben lebt sie in Einsamkeit, spärlich unterstützt von den letzten verbliebenen Freunden. Eine neue Heimat wird Palästina, wird Jerusalem für sie nie sein. Hier schreibt sie ihr letztes Drama Ich und Ich, als Entwurzelte, im Angesicht des Weltkrieges.
Ihre Sprache, das Instrument für Else Lasker-Schüler als Dichterin, war und ist das Deutsche. Wenngleich ein Deutsch, das sie zeitlebens selbst kreiert, immer wieder versucht neu zu bilden, ohne Verhaftung in die vorgegebenen grammatikalischen Strukturen.
Die Handlung des Stückes wird in den Rahmen einer Inszenierung als fiktive Hauptprobe unter der Leitung von Max Reinhard gesetzt. Der Tragödie dritter Teil spielt inmitten der Hölle. Faust und Mephisto, die beiden Hälftenteile der Dichterin, befinden sich in vertrautem Zwiegespräch:
Faust verzweifelt über die Vorgänge auf Erden, er weiß nicht mehr ob es Gott noch gibt. Auf sein Nachfragen hin erwidert Mephisto bloß: ich weiß nichts sicheres davon...
Das Drama behandelt die Theodizee-Frage in einer Zeit, in welcher sie sich den Menschen eigentlich gar nicht mehr stellt, einer Zeit, in der diese Frage beinahe unzulässig erscheint: Kann es Gott geben, wenn das Böse die Welt beherrscht?
Dem unverwechselbaren Stil der Dichterin gemäß, will Regisseur Michael Gruner das Theater Nestroyhof Hamakom in eine apokalyptische Geisterbahn verwandeln, in welcher sich die Zeitgenossen auf eine schwarz-bunte Reise ins Reich der Phantasie und der Geschichte begeben können.
Der Zuschauer wird im Stillstand der Kunstdebatte, zu einer Fahrt durch den spukhaften Diskurs zwischen Kunst und Politik eingeladen.
PRESSESTIMMEN:
Michael Gruner inszeniert im Theater Nestroyhof die expressionistische Sprachoper grandios minimalistisch und mit einem tollen Ensemble. Jakob Schneider ist als Mephisto hinreißend, ein rundlicher Phäake, der auch das Philosophieren wie ein Vielfraß betreibt. Hans Diehl trauert als Faust herzzerreißend über die Zerstörung seines geliebt-gehassten Deutschlands. Dieser Abend ist eine Entdeckung. (Die Presse)