Nominiert als "Beste Off-Produktion" für den Nestroypreis 2016
Caryl Churchill entwirft in drei spannenden, dichten Szenen ein politisches Horrorszenario, das dem Zuschauer Assoziationsräume in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eröffnet. Ob die Verschiebung von Wirklichkeit und Moral von privaten, religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Motiven ausgeht- das Ziel scheint dasselbe zu sein: Die Zerstörung der Erkenntnisfähigkeit des Individuums und die maximale Kontrolle und Funktionalisierung der einzelnen Menschen und der Natur.
Joan, ein junges Mädchen, kann nicht schlafen, weil sie vor dem Haus ihrer Tante erschreckende Vorgänge beobachtet hat. Durch Harpers Lügen und Manipulation lernt sie, ihrer eigenen Wahrnehmung zu misstrauen und ein Geheimnis zu bewahren. Die am Kind ausgeübte psychische Gewalt schafft das Fundament für ein undurchschaubares totalitäres System, das in der zweiten Szene bereits voll etabliert ist. Joan arbeitet jetzt als Hutmacherin. Todd, ihr neuer Arbeitskollege, vermutet Korruption am Arbeitsplatz. Die beiden verlieben sich und wollen gemeinsam gegen diese Missstände vorgehen. Der Terror, an dem Joan und er durch ihre künstlerische Tätigkeit indirekt beteiligt sind, kann nicht mehr in Frage gestellt werden, da er längst Teil der neuen, im Sinne der totalitären Bewegung umgedeuteten Moral geworden ist. Im letzten Abschnitt des Stückes herrscht ein allumfassender globaler Krieg. Selbst die Natur ist daran beteiligt. Information ist überlebensnotwendig, da die Gruppierungen sich ständig ändern. Das Wetter ist auf Seiten der Japaner, Kinder unter fünf werden zu Todfeinden erklärt und wer nicht weiß auf wessen Seite die Rehe stehen, wird aus dem Familienverband ausgeschlossen. Isoliert, paranoid und gehorsam sollen sie sein, die Menschen. Doch dann findet Joan in der Mitte eines Flusses etwas längst Verlorengeglaubtes wieder.
PRESSESTIMMEN:
"... Anzuzeigen gilt die Entdeckung einer neuen, wunderbaren Regisseurin. Ingrid Lang lässt sich auf Caryl Churchills Ästhetik der Weglassung mit durchaus kühler Präzision ein... " (Der Standard, 07.04.2016)
"...Caryl Churchills kurze negative Utopie wird von Ingrid Lang eindringlich inszeniert... ...Die Entmenschlichung wird in der eindringlichen Inszenierung lakonisch präsentiert, drei Schauspieler bieten bestes absurdes Theater..." (Die Presse, 08.04.16)
"... Johanna Wolf spielt sie mit hoher Intensität, eindringlich gestaltet sie eine naive Aufgewühltheit ob der gesellschaftlichen Zustände, die sich in Abscheu und Zorn verwandelt... ... Inge Maux changiert bravourös zwischen betulich und bedrohlich, während ihr immer wieder neue Lügen einfallen... ... Matthias Mamedof. Der ist ein Aufbegehrer, ein Aufwiegler, über die Gewerkschaft spricht er und über gerechte Arbeitsbedingungen und darüber, dass er nächtens im Fernsehen die Prozesse verfolgt... " (mottingers meinung, 07.04.16)