Liebe Geschichte, ein Film über die Nachwirkungen des Nationalsozialismus und der Shoah im Leben der weiblichen Nachkommen von TäterInnen und MitläuferInnen. Liebe Geschichte feierte bei der Diagonale 2010 Weltpremiere und im Rahmen der FrauenFilmTage2011 den Kinostart in Wien. Wie gehen Frauen in Österreich und Deutschland mit der Rolle ihrer Familie im Nationalsozialismus um? Was tun sie mit dem Wissen um deren Beteiligung an der Vernichtung der Juden und Jüdinnen? Wie setzen sie sich heute als Frauen und Feministinnen zu ihrer Familiengeschichte in Bezug? Welche ?historischen? Prägungen können sie an sich selbst beobachten – in ihren Beziehungen, in der Liebe und Sexualität, in ihrem politischen Engagement?
Im Schaffen des Künstlerinnenduos Klub Zwei (Simone Bader, Jo Schmeiser) stellt Liebe Geschichte ein formales und thematisches Partnerstück zu Things. Places. Years dar: Wurden dort in London lebende Jüdinnen – die meisten davon dem Nationalsozialismus Entkommene oder deren Töchter – über die anhaltende Präsenz von Shoah und Exil in ihrem Leben befragt, so geht Liebe Geschichte den Erfahrungen von Nachfahren der Täter und Täterinnen nach. Wie die Protagonistinnen in Things. Places. Years sind die sieben österreichischen und deutschen Frauen, deren Berichte im Zentrum von Liebe Geschichte stehen, großteils Kulturarbeiterinnen und vielfach auch beruflich mit historischer Forschung zum Nationalsozialismus befasst.
Simone Bader und Jo Schmeiser arbeiten seit 1992 als Künstlerinnenkollektiv an der Schnittstelle von Kunst, Film und neuen Medien. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen aktuelle gesellschaftspolitische Themen und auch die Mittel, mit denen diese in den Medien dargestellt werden.
Beim Hamakom Filmsalon präsentieren Klub Zwei ihre Dokumentarfilme und sprechen mit Patricia Reschenbach und Helga Hofbauer über die Entstehungsgeschichten und die Auseinandersetzung mit ihren eigenen Familien- und Gesellschaftsgeschichten.
Gezeigt wird erstmals in Wien die 1-Kanal-Fassung der Filminstallation VÄTER / TÄTER (2007- 26 Min.), sowie Ausschnitte aus den Filmen THINGS. PLACES. YEARS. (2004), RESPONSE ABILITY (2006) und LIEBE GESCHICHTE/ LOVE HISTORY (2010).
Silence and not-knowing: that is the widespread disease, says a character Helga Hofbauer in Liebe Geschichte (Klub Zwei, 2010) as quoted in the Diagonale program. The documentary by artists and curators Simone Bader and Jo Schmeiser, working under the label Klub Zwei (named after the legendary Club 2 discussion-format at the ORF broadcasting facility, from 1976 to 1995), argues this by looking at the facts. (But even this is not so clear-cut: fact, remember, derives from faktum; meaning, as made.)Thus, their documentary on oral narratives of the present examines the imprint left by the fascist regime. To make the point that this history remains largely invisible, occluded from the casual gaze, cinematographer Sophie Maintigneux takes care to fix the camera on certain precisely chosen architectural settings. History, to the filmmakers, is no less present in the concrete architecture than in the way the interviewees attempt to articulate a way to live in the present, grasping for the appropriate language – their words hacking out a path between the abstract and the personal. [Mina Lunzer]