*1922 †1975
1922 wird Pier Paolo Pasolini in Bologna geboren. Sein Vater ist Berufsoffizier in der Armee Mussolinis, seine Mutter Volksschullehrerin. Pasolini schreibt Gedichte und studiert Literatur und Kunstgeschichte. Im Krieg erscheint sein erstes Buch, ein Lyrikband, der von der Zensur verboten wird. Pasolini beendet sein Studium mit dem Doktorat und tritt 1947 in die kommunistische Partei ein. In dieser Zeit arbeitet er als Sekretär einer Parteisektion und als Literaturlehrer in der Mittelschule. 1949 erhält er eine Anzeige wegen gleichgeschlechtlicher Verführung Minderjähriger. Daraufhin muss Pasolini aus der Partei und dem Schuldienst ausscheiden und zieht mit seiner Mutter nach Rom, wo er in grösster Armut in den Baracken-Vorstädten lebt, eine leidenschaftliche Sympathie für die Menschen, die mit ihm leben, entwickelt, und unter dem Einfluss des Neorealismus ein erfolgreicher Schriftsteller und Filmemacher wird. 1955 erscheint sein Roman "Ragazzi di Vita", der ihm eine Anklage wegen Pornographie und einigen Ruhm einbringt. 1961 hat sein erster Film "Accatone" Premiere, der vom Leben gefährdeter Jugendlicher in den Baracken-Vorstädten erzählt. Es folgen Filme wie "Mamma Roma" und "Grosse Vögel, kleine Vögel". Durch sie wird Pasolini zwar das Hassobjekt des konservativen Italien, aber zugleich schafft er es als Intellektueller im ständigem Dialog mit der italienischen Gesellschaft zu bleiben, indem er eine einzigartige Verbindung christlicher und marxistisch-sozialer Moralvorstellungen vertritt. 1964 behandelt er Jesus, in dem Film " Das 1. Evangelium - Matthäus", als subproletarische Figur. 1968 entsteht der Film "Teorema", in dem eine bürgerliche Familie durch die Begegnung mit einem Vertreter des absoluten Eros zerbricht. In weiteren Filmen wie "Edipe Re", "Medea" und "Die 120 Tage von Sodom" befasst er sich mit dem Eros als schärfstes Zeugnis gesellschaftlicher Widersprüche. 1975 wird Pasolini am Strand von Ostia von einem sechzehnjährigen Strichjungen ermordet, der später sein Geständnis widerruft, andere Täter beschuldigt und damit die Vermutung der italienischen Linken stärkt, dass es sich um einen Auftragsmord handelt.