Rahel Vernhagen
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anlässlich der Produktion "Banalität der Liebe"

„AUS DEM JUDENTUM KOMMT MAN NICHT HERAUS“

Eine Persönlichkeit wie Rahel Levin, verheiratete Varnhagen (1771 – 1833), war in der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte anscheinend nicht vorgesehen. Ein Rätsel, ein Monstrum, ein Paradox. Eine Frau, die sich nicht durch ihre Schönheit oder Reichtum zum Mittelpunkt einer Männergesellschaft machte, sondern durch ihre Intelligenz. Eine Jüdin, die nach außen ihre Herkunft bis zur Selbstverleugnung verdrängte, die aber innerlich ihr Leben unter dem Antisemitismus ihrer Umwelt litt. Und schließlich eine Schriftstellerin, die alles daran setzte, keine zu sein.

Rahel Varnhagen führte zwischen 1790 und 1806, und nach ihrer Heirat und Konvertierung zum Christentum zwischen 1820-1833 einen literarischen Salon in Berlin, in dem Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtung und Weltanschauung, verschiedener Stände sowie Dichter, Naturforscher, Politiker, Gesellschaftsgrößen und Aristokraten auf einer Ebene zusammen kamen. Unter ihren Gästen waren Jean Paul, Friedrich Schlegel, Clemens Brentano, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Prinz Louis Ferdinand, Pauline Wiesel, Heinrich Heine, Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, die Familie Mendelsohn und Bettina von Arnim.

Der Großteil ihrer Schriften, in denen Rahel Varnhagen in brillantem Stil und politischer Weitsicht historische und kulturelle Vorgänge dokumentiert, sowie ein Teil ihrer (fast 6000) Briefe, wurde erst postum von ihrem Ehemann herausgegeben.

Jüdische Herkunft, weibliche Identität und bürgerliche Sozialisation wurden zum Anstoß für Hannah Arendt, eine der einzigartigsten Frauen der ausgehenden Goethezeit darzustellen. Sie setzte sich mit dem Dilemma der jüdischen Emanzipation im 18. und 19.Jahrhunderts auseinander, und damit auch mit dem Phänomen des Antisemitismus. Arendt hatte die „Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik“ 1930 begonnen und 1933 in der Emigration in Paris fertig gestellt, „schon mit dem Bewusstsein des Untergangs des deutschen Judentums“.