Die Not der Menschen wahrnehmen. Das ist der Auftrag, den sich die 103-jährige in Wien lebende Recha Kohn als Künstlerin gegeben hat. Aufgewachsen in einer streng-religiösen Familie – ihr Vater war Thora-Schreiber – ist sie als Jugendliche 1939 nur knapp der Deportation durch die Nationalsozialisten nach Polen entkommen, später ist sie nach England geflüchtet.
Nach Zwischenstationen in der DDR und in Israel ist sie letztlich in Wien gelandet und hat ihre Erlebnisse, ihre bedrückenden Begegnungen, in ihren Bildern und in ihrer Autobiografie verarbeitet.
1959 hat sie bei Gerda Matejka-Felden, der ersten Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, studiert. Mehr als 1.200 Graphiken, Aquarelle, Federzeichnungen, Ölbilder, Gouachen und Skulpturen entstanden in den folgenden Jahrzehnten. Das fragile In-der-Welt-Sein der zumeist vereinzelten Individuen in ihren Werken erinnert – an Vergangenes und an die Gegenwart gleichermaßen:
So sehr ich die Werke anderer Maler, vor allem die der alten Meister bewunderte, versuchte ich doch einen eigenen Stil, entsprechend der veränderten Zeit und meiner eigenen Erfahrungen zu entwickeln. Dieser sollte auf keinen Leiden der Vergangenheit beruhen, sondern auf der eigenen Kraft zur Bewältigung der Lebensumstände. Dieser Malweise bin ich seitdem treu geblieben und hoffe damit die Menschen so zu bewegen, dass sie die Not ihrer Mitmenschen wahrnehmen und daran teilnehmen, anstatt sich mit ihrer eigenen beschaulichen Sorglosigkeit zufrieden zu geben. (Recha Kohn, 2006)
Wir laden am 21.3. um 18.30 zur feierlichen Eröffnung der Ausstellung ein. Mona Kospach liest aus der Autobiografie von Recha Kohn.