25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs scheint immer noch ein tiefer Graben quer durch Europa zu verlaufen. Das Stück "Unter Tage" sucht in dieser offen gebliebenen Wunde nach verschwundenen Utopien. Ausgehend von 1989 wird die verschüttet gebliebene Vergangenheit Europas zutage gefördert. Gleichzeitig beleuchtet Strehlau in ihrem Stück die aktuellen Geschehnisse Europas und seiner Aussenpolitik. Die Vorführungen gehen nahtlos in Publikumsdiskussionen mit prominenten AutorInnen, JournalistInnen und PolitikerInnen über: Jeden Abend wird mit ihnen die Lage Europas diskutiert. Unter anderen mit Klaus Werner-Lobo, Beate Meinl-Reisinger, Susanne Scholl, André Kühnlenz, John Megill, Herbert Lackner, Barbara Tóth, Friedhelm Frischenschlager, Robert Misik, Heinrich Neisser und Fabian Eder.
7. Oktober 1989. Palast der Republik. Erich Honecker, Wächter des Systems, feiert noch immer eisern den 40. Jahrestag der DDR. Der Saal ist leer. Stimmung will sich nicht so recht einstellen. Währenddessen warten im unterirdischen Bahnhof drei Verlorene auf längst schon abgefahrene Züge. Dort stoßen sie auf ihre eigene verschüttet gebliebene Vergangenheit. An diesem Ort wo Schreddermaschinen unaufhörlich die Spuren europäischer Geschichte vertilgen treffen sie alle aufeinander: Der Braunkohle‐Bergmann Adolf Hennecke, Aktivist der ersten Stunde, bohrt in der Wunde. Die Loreley in ihrem deutschen Hochmut, verschluckt sich. Ein Soldat übergibt sich im Schnellfeuer. Der enthauptete Thomas More diskutiert mit Heiner Müller in der Tiefe des europäischen Grabens.
Eine groteske Feierrunde führt Tote und Lebende an einen Tisch. Bringt Licht ins Vergessen. Deckt auf was vergraben liegt. Schicht um Schicht wird die unverarbeitete Vergangenheit zu Tage gefördert, um in Zukunft an eine Veränderbarkeit der Welt glauben zu können.
Jede Abend öffnen zwei prominente Gäste gemeinsam mit den Schauspielern den Raum für eine Diskussion, um Fragen nach den gesellschaftlichen Ideen und Werten für eine Zukunft in der Europäischen Union auf den Grund zu gehen.
"Unter Tage" ist Teil eines theatralen Tryptichons, das den Diskurs zur europäischen Krise anhand zweier historischer Ereignisse des 20. Jahrhunderts weiterführt.
Medienpartner: