Die Geschichte der österreichischen Heimkinder ist vermutlich die größte menschliche Tragödie der Zweiten Republik. Weit mehr als 100.000 Kinder mussten ihr Dasein – oft von Geburt an – in von Brutalität, soldatischem Drill und sexuellem Missbrauch geprägten Fürsorgeheimen verbringen. Ihre Arbeitskraft wurde ausgebeutet, ein höherer Bildungsstandard blieb ihnen verwehrt. Irmtraut Karlsson, Leiterin der Wiener Heim-Studie 1974, und Georg Hönigsberger, der als KURIER-Journalist die Berichterstattung 2011 ins Rollen brachte, räumen mit der Mär auf, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik in der Vergangenheit von den brutalen Erziehungsmethoden in öffentlichen, kirchlichen oder privaten Kinder- und Jugendheimen nichts gewusst hätten. Speziell in den Jahren 1970 bis 1980 drangen bereits viele Missstände an die Öffentlichkeit. Heime, die bereits 1975 geschlossen hätten werden müssen, bestanden dennoch Jahre oder Jahrzehnte weiter. Prügelnde ErzieherInnen wurden von offizieller Seite geschützt, Aufdecker- und KritikerInnen verfolgt.
Für Verwaltete Kindheit – Der österreichische Heimskandal (Kral Verlag) wurden zahllose Akten und wissenschaftliche Arbeiten durchforstet. Ehemalige Heimkinder kommen zu Wort, ein internationaler Vergleich wird gezogen. Zudem zeigt das Autorenteam Lösungen auf, wie die öffentlichen Stellen Betroffene der Jugendfürsorge heute unterstützen können.
Eintritt frei