2. Februar 2025 / 11.00 Uhr

Walk of Fame
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Die Gleichzeitigkeit von Erfolg und Verfolgung

Kooperation

Von 2. Februar bis 6. April ist im Foyer des Theater Nestroyhof Hamakom die Intervention Walk of Fame mit lebensgroßen Pop-up-Figuren heute kaum noch bekannter oder völlig in Vergessenheit geratener Akteur:innen des Wiener Theaterlebens zwischen 1900 und 1938, das u.a. im 2. Bezirk florierte, zu Gast. Die dafür ausgewählten Persönlichkeiten stehen stellvertretend für eine kosmopolitische jüdische (Theater-)Moderne, die aus heutiger Sicht ein faszinierendes Bild von Wien als weltoffener Stadt mit einem grenzüberschreitenden Kulturverständnis zeichnet.

Walk of Fame begibt sich auf Spurensuche, bringt das Leben und Wirken dieser inspirierenden Persönlichkeiten wieder ans Licht und erzählt die Geschichte des Vergessens als Geschichte des Holocaust und der Vertreibung. Im Fokus stehen emanzipierte Frauen im Feld von Regie, Literatur, Musik, Schauspiel, Theaterwissenschaft und Journalismus, darunter die politisch-sozial engagierte Literatin und Journalistin Else Feldmann, Wiens erste Regisseurin und Dramaturgin Maria Gutmann und die erste Regiestudentin Henny Pia Herzer, die Pianistin und Komponistin Camilla Frydan, die Schauspielerin Lia Rosen und die Theaterhistorikerin und Anglistin Helene Richter.

Else Feldmann © Franz Xaver Setzer, Archiv Setzer-Tschiedel, Camilla Frydan © Edith Barakovich / Ullstein Bild, Maria Gutmann © ANNO / ÖNB, Henny Pia Herzer © Stadtmuseum Bad Ischl, Helene Richter © Photo Fayer / ÖNB-Bildarchiv, Lia Rosen © Marie Mertens / KHM-Museumsverband, Theatermuseum

Des Weiteren ruft die Intervention „Theatermultitalente“ ins Gedächtnis, die von Bühnenleitung und Stückproduktion bis Drehbuch und Journalismus alles in ihrem Arbeitsleben vereinten, wie beispielsweise Siegfried Geyer. Außerdem finden sich unter den Persönlichkeiten noch die Erfolgsdramatiker und -journalisten Oscar Friedmann und Armin Friedmann, der Theaterkritiker und -historiker Siegfried Löwy, der Dramaturg Heinrich Glücksmann, der Redakteur Hans Liebstöckl sowie der Theaterbesucher Bernhard Krakauer.

Oscar Friedmann © Residenz-Atelier, Armin Friedmann © Madame d'Ora, ÖNB-Bildarchiv, Siegfried Löwy © Georg Fayer, ÖNB-Bildarchiv, Heinrich Glücksmann © Atelier Willinger, KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Hans Liebstöckl © ÖNB-Bildarchiv, Bernhard Krakauer © Miriam Rothbacher

Die Besucher:innen sind dazu eingeladen, sich auf Spurensuche zu begeben und mit den Lebensgeschichten dieser Persönlichkeiten in Kontakt zu treten, um eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufzubauen. Jede Persönlichkeit erzählt ihre Geschichte über ein doppelseitiges Zeitungsblatt, das sich stilistisch auch an der 1924 gegründeten Zeitschrift Die Bühne orientiert, deren erster Chefredakteur in der Intervention vertreten ist: Hans Liebstöckl. Eine Kurzbiografie verschafft einen ersten Überblick über das Leben und Werk eines Menschen, der nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein oder theaterhistorischen Kanon verankert ist. Es folgt ein Eintauchen in die Ära des Erfolgs der Persönlichkeit, eines glücklichen, vielversprechenden Lebens, das im Zeitungsjargon der 1920er/30er Jahre auf Basis historischer Fakten erzählt wird.

Die letzte Seite „Was bleibt?“ zeigt die Dimensionen der gesellschaftlichen Exklusion nach März 1938 auf: Existenzverlust, Vertreibung, Ermordung, Vergessen. Sie wirft die Frage nach unserer Verantwortung in der gegenwärtigen Erinnerungspolitik auf. Am Ende des Parcours durch die Intervention halten die Besucher:innen eine komplette Zeitschrift in der Hand, die sie als Erinnerung nachhause mitnehmen können.

Ein bei jeder Figur angebrachter QR-Code führt die Besucher:innen darüber hinaus zur digitalen Information über die Personen.

Die Intervention Walk of Fame entstand ursprünglich in Koproduktion von Studierenden und dem Archiv des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien mit dem Theatermuseum, wo sie erstmals von November 2023 bis April 2024 zu sehen war. Nun kann man die Figuren auch im Theater Nestroyhof Hamakom mitten im 2. Bezirk erleben.

Die Ausstellung wird am 2.2.2025 um 11.00 Uhr von Theaterdirektorin Ingrid Lang, dem Direktor des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien, Jochen Böhler, und dem Direktor des Theatermuseums, Franz Pichorner, eröffnet. Martina Schmidt moderiert und führt anschließend ein Gespräch mit den Kuratorinnen Birgit Peter und Theresa Eckstein.

Der Eintritt ist frei. Bitte buchen Sie Ihr kostenloses Ticket.

Von 3. Februar bis 6. April können Sie die Intervention Walk of Fame MO – FR, 11.00 – 16.00 Uhr und an Vorstellungstagen zusätzlich von 19.00 – 20.00 Uhr besichtigen.

Kooperation mit dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, dem Theatermuseum, dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) und der Schweizerischen Botschaft

        

BEGRÜßUNG
Jochen Böhler
Franz Pichorner
KURATIERUNG DER AUSSTELLUNG
Birgit Peter
Theresa Eckstein
MODERATION
KOOPERATION MIT
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Theatermuseum
VWI
Schweizerische Botschaft