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Der Nestroyhof wird im zweiten Wiener Gemeindebezirk, der aufgrund seiner vorwiegend jüdischen Bevölkerung
„Mazzesinsel“ genannt wird, vom jüdischen Wiener Architekten Oskar Marmorek, einem zionistischen
Wegbegleiter Theodor Herzls, erbaut.
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Das Café Reklame im Etablissement Nestroy-Säle wird eröffnet und mit Wirtshaus, Bierhalle und Restaurant im
Wintergarten bald zu einem der bekanntesten Vergnügungsetablissements Wiens.
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Das „Intime Theater“ unter der Leitung von Felix Fischer und Oskar Friedmann bespielt den Theatersaal des
Hauses als literarische Kleinbühne und bringt unter anderem Stücke von Maxim Gorki und August Strindberg zur
Österreichischen Erstaufführung.
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Karl Kraus' Theatergruppe „Trianon“ bringt Frank Wedekinds Die Büchse der Pandora mit Adele Sandrock, Egon
Friedell und Frank Wedekind selbst zur Österreichischen Erstaufführung. Auch Karl Kraus steht auf der Bühne.
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Die Jugendstilräume werden regelmäßig auch als Kino/Lichtspielhaus genützt.
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Im Keller des Nestroyhofs befindet sich die „Tanzbar Sphinx“, eine der beliebtesten Wiener Nachtbars der
Zeit.
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Emil Richter-Roland und Josefine Richter-Roland übernehmen Ende 1907 die Bühne und den Begriff „Intimes
Theater“. Unter ihrer Leitung werden hauptsächlich erotische Zoten und leichte Unterhaltung gezeigt. Ab 1914
führt Josefine Richter-Roland das Theater alleine.
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Jakob Goldfließ leitet die „Jüdischen Künstlerspiele“ im Theater Reklame im Nestroyhof. Das Programm der
„Jüdischen Künstlerspiele“ konzentriert sich auf Themen wie Zionismus, jüdische Identität und
Antisemitismus. Unter Goldfließ' Leitung finden zahlreiche Gastspiele internationaler jiddischer Gruppen aus
Budapest, Warschau, Wilna und Galizien statt. Schauspieler*innen des Schwartz'schen Kunsttheaters / New
York, Laura Glücksmann, Adolf Bell, Cilly Bell und Isaak Deutsch treten u.a. im Theater Reklame auf.*
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Mit dem „Anschluss“ im März 1938 nimmt das gesamte jüdische Kultur- und Theaterleben ein jähes Ende. Die
„Jüdischen Künstlerspiele“ im Theater Reklame werden von der Gestapo geschlossen.
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Der Nestroyhof wird während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt.
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Der Nestroyhof wird „arisiert“ und an die Industriellenfamilie Polsterer vergeben.
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Ein außergerichtliches Restitutionsverfahren führt zu einer Einigung zwischen den Erben der letzten
Besitzerin Anna Stein und der Familie Polsterer, die bis heute Eigentümer des Gebäudes ist.
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Das „Nestroy-Kino“ zeigt bis zu drei Filmvorstellungen täglich. Über den Kinobetrieb in den Jahren 1938 –
1965 ist wenig bekannt.
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Im Nestroyhof befinden sich Supermärkte unterschiedlicher Ketten. Der Theatersaal wird mit eingezogener
Zwischendecke als Lager verwendet.
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Der Theatersaal des Nestroyhofs wird „wiederentdeckt“ und erneut für kulturelle Zwecke genützt.
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Das Theater im Nestroyhof wird als Theater Nestroyhof Hamakom eröffnet.
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